In der Kurzserie schildern Lerche, Chutriel und Schokominza Ihre Sicht auf vorweihnachtliche Veranstaltungen in der Kinderbetreuung, namentlich dem Adventsbasteln. 3 Perspektiven, 3 Meinungen. Chutriel ist heute dran.
Zum Einstieg muss man wissen, dass mein Gemaule darüber bei meinen Mutterfreunden der Aufhänger für diese Kurzblogreihe war, denn: ich finde es ätzend.
Nicht die Sache an sich, weil ich erstens die Weihnachtszeit liebe und zweitens (natürlich) auch gerne Zeit mit meinen Kindern verbringe. Oder verbringen möchte, denn im Arbeitsalltag kommen solche gemeinsamen Aktivitäten tatsächlich oft zu kurz und werden aufs Wochenende verschoben. Beide Kinder gehen von 8 bis 16 Uhr in den Kindergarten und bis wir an einem gewöhnlichen Arbeitstag Zuhause sind, ist es oft 16.30 Uhr.
Und was macht man dann noch? Playdates? Eher nicht. Ich erkenne die Eltern im Kindergarten nur in Ausnahmefällen, obwohl wir da seit 3,5 Jahren unter der Woche täglich sind. Aber unsere Kinder gehören zu den Ersten, die kommen und zu den Letzten, die gehen. Viele Eltern habe ich noch nie gesehen. Die Elternabende sind spärlich besucht, so dass sich da auch kein allgemeiner Überblick ergibt.
Basteln und Backen nach 17 Uhr? Auch nicht. Zumindest bin ich – wie alle anderen Menschen, die seit 6.15 Uhr durch die Gegend rennen – total erledigt, wenn ich nach Hause komme. Meinen Respekt an alle Eltern, die dann noch was mit ihren Kindern machen. Das verschieben wir tatsächlich auf die Zeit nach dem Essen gegen 18 Uhr, wenn hier die Schlafenszeit eingeläutet wird. Aber darum geht nichts aufwändiges mehr. Eine Spielrunde noch, ein paar Seiten im Stickerbuch kleben, ein bisschen Vorlesen, das wars. Ich bin ja nicht bescheuert und hole um 19 Uhr noch den Bastelkram raus.
Ich habe zudem das ganz pragmatische „Problem“, dass meine Kinder beide einen eher hohen Versorgungsaufwand haben. Sie müssen oft zum (Fach-)Arzt, sind ziemlich oft krank und ständig stehen hier und da weitere Termine mit ihnen an, die wir in unserer Arbeitswoche irgendwie unterkriegen müssen.
So hole ich die Kinder auch einmal in der Woche schon um 14.30 Uhr vom Kindergarten ab, damit der Große zum Sport kann. Dafür mache ich früher Feierabend und muss entsprechend an anderen Tagen länger arbeiten.
Das Gejammer um solche Vereinbarkeitsdinge kennen alle Eltern. Warum also diese Vorrede? Weil bei uns fast alle gemeinsamen Aktivitäten mit den Eltern im Kindergarten innerhalb der Betreuungszeiten liegen. Ausnahme ist das Laternelaufen, das erst um 17 Uhr startet. Ansonsten jährt es sich zu jedem Kalenderfest, das wir zum Basteln, gemeinsamen Plätzchen backen, Ostereier färben, zur Teestunde, zum Nikolausfrühstück, zum Sommerfest, etc. Einladungen IN der Betreuungszeit erhalten. Dann, wenn meine Kinder in den Kindergarten gehen, weil ich da schließlich arbeiten muss.
Wir nutzen unsere Gleitzeiten und Home Office Möglichkeiten, Urlaubstage etc. für „Wichtiges“, tatsächlich benannte Versorgung und Termine der Kinder oder oft genug auch für Organisatorisches, das wir sonst nicht gestemmt bekämen. Da rangieren diese Aktivitäten im Kindergarten in der Prioritätenliste leider auf den unteren Plätzen.
Mich ärgert das richtig, weil ich schon gerne dabei wäre und es auch für meine Kinder sehr schade finden, wenn ausgerechnet ihre Eltern nicht kommen. Außerdem würde ich es ähnlich wie Lerche für den Austausch und das Kennenlernen der anderen Eltern nutzen (auch wenn ich da mittlerweile genauso realistisch bin).
Dieses Jahr war mein Aufreger ganz besonders groß, weil beide Kinder in unterschiedliche Gruppen gehen und sich der Kindergarten überlegt hat, diese Aktivitäten gruppenintern zu regeln. Das hieß für das Adventsbasteln zwei Termine an zwei unterschiedlichen Nachmittagen direkt hintereinander. Einmal um 14 Uhr und einmal um 14.30 Uhr. Womit wir überlegen mussten, ob jeder von uns einmal Minusstunden in Kauf nimmt, nur einer zu beiden erscheint, keiner von uns oder wir nur zu einem gehen?
Tatsächlich erledigte sich das Problem, weil der Kleinste wieder krank wurde und sein Termin dadurch eh ausfiel. Da ich aber durch seine Lungenentzündung im Dezember total am Rand meiner organisatorischen Leistungen bezüglich Work-Life-Vereinbarkeitsdingen war, konnte der Große den ganzen Dezember nicht zum Sport gehen. Dafür war ich mit ihm beim Adventsbasteln.
Sowas nervt doch.
Nachtrag: Natürlich haben wir das Problem im Kindergarten besprochen, wir sind sogar auch Elternsprecher (diese Termine liegen übrigens auch am Nachmittag um 15 Uhr!!!), da wir uns mehr involvieren und engagieren wollen. Antwort der Leitung war, dass sie durch ihren Personalnotstand und die dauerhafte Unterbesetzung keine Überstunden mehr leisten können. Darum kommt es nicht in Frage, diese Aktivitäten auf die Zeit nach 16 Uhr zu legen. Aber das ist ein anderes Thema, über das ich mich ebenfalls ewig aufregen könnte.