Alltag

Zweimal Vollzeit – Wie gut klappt das als Familie?

Ich bin durchaus ein großer Freund der Teilzeitarbeit, weil 40-Stunden-Wochen schon ohne Kinder anstrengend sein können. 8 Stunden arbeiten – wer hat sich das nur ausgedacht? Nun ist es bei uns aber seit August so, dass mein Mann seine nebenberufliche Ausbildung gestartet hat, damit er bald als richtiger Erzieher im Schulhort arbeiten kann.

Ich finde die Ausbildung auch sehr wichtig, denn sie gibt Sicherheit und es ergeben sich auch neue berufliche Möglichkeiten, wenn man einen Beruf richtig gelernt hat. Und so arbeiten wir seit August nun beide Vollzeit.

Wenn beide Vollzeit arbeiten

So sieht´s aus: Falls du zufällig auf den Beitrag gestoßen bist und mich (Schokominza) noch nicht kennst: Mein Mann und ich haben zwei Töchter im Alter von 5 und 6 Jahren. Ich habe eine klassische 40-Stunden-Woche in einer digital Agentur und mein Mann arbeitet im Schulhort für 24 Stunden. Dazu kommen bis zu 20 Stunden Berufsschule, die sich so gestalten: er geht mittwochs nach der Arbeit in die Schule, den kompletten Freitag und jeden zweiten Samstag. Das geht für mich auch als Vollzeitstelle durch.

Ist es anstrengend?

Ich nehme mir den Luxus, mich dem morgendlichen Trubel zu entziehen. Der kann sehr kräftezerrend sein, denn unsere Töchter trödeln, träumen oder haben keine Lust, wenn es darum geht, aufzustehen und sich anzuziehen. Mein Mann muss da morgens schon starke Nerven beweisen. Die große Tochter entdeckt gerade ihren Willen neu – „Nein, das mach ich nicht.“ Und die kleine Tochter bricht in Tränen aus und lässt sich nicht beruhigen, wenn das Lieblingskleid in der Wäsche ist und nicht angezogen werden kann… Dazu ticket die Uhr, denn vor allem unser Schulkind sollte pünktlich um 7:50 Uhr in der Schule sein.

Ich aber genieße statt dieses Spektakels lieber meinen Kaffee im ruhigen Büro. 6:30 Uhr starte ich hier mit der Arbeit. Das klingt früh, aber ich stehe ja nicht eher auf als andere Eltern, also geht´s mir ganz gut, finde ich. Bis 15 Uhr bin ich in der Agentur, dann kann ich Feierabend den Feierabend einläuten und hole meine Töchter ab; erst suche ich mein Kind in der Schule, dann suchen wir das Kind im Kindergarten (Es ist wirklich ein Suchspiel). Gegen 16 Uhr kommen wir zu Hause an. Ich bin dann in der Regel ziemlich müde, aber wenn ich mich jetzt schlafen lege, bin ich danach noch mehr im Eimer. Also lass ich es und versuch, was Sinnvolles zu tun.

Anstrengend wird der Abend. Mittwochs sowieso, denn da kommt mein Mann erst 20 Uhr nach Hause, wenn die Kinder (hoffentlich) schon im Bett sind, aber auch die restlichen Tage, weil er immer etwas für die Schule machen muss. Eigentlich hatte er uns immer damit verwöhnt, dass er einkaufen geht und das Abendessen zubereitet, doch dazu kommt er immer weniger. „Ich muss ein Referat vorbereiten“ oder „Ich muss für die Prüfung lernen“ oder „Ich muss noch was abtippen“…

Das führt dazu, dass auch ich inzwischen Zeiten für mich blocke: „Morgen Abend brauche ich Zeit zum Bloggen“, weil ich einer Kooperation für meinen Dresden Mutti Blog zugesagt habe, oder ich muss noch etwas für den Elternrat vorbereiten.

Typische Probleme der Vereinbarkeit

  • Wer geht eigentlich zur U-Untersuchung an einem Vormittag?
  • Wann kaufen wir Geschenke für Geburtstagskinder, die unsere Töchter einladen?
  • Können die Kinder Kurse/Vereine besuchen? (Wie machen wir das zeitlich?)
  • Wann basteln oder kaufen wir die Sankt Martins Laternen?

Ich habe mich in meiner jetzigen Arbeit dafür eingesetzt, dass wir Überstunden ansammeln und wieder abbummeln können. Inzwischen wurde es eingeführt. Allerdings zeigt sich: Es ist okay für mich, 8 Stunden im Büro zu sein, aber es fällt mir ziemlich schwer, darüber hinaus noch Überstunden anzusammeln… Als ich noch nur 30 Stunden arbeitete, war ich zeitlich viel flexibler. Oder als mein Mann Teilzeit gearbeitet hat, konnte er die Termine mit den Kindern übernehmen. Nun hat eigentlich keiner Mehr Zeit dafür.

Wir bekommen es gut hin

Alles in allem bin ich aber überrascht, dass wir es trotzdem so gut hinbekommen. Unsere Probleme lassen sich eigentlich immer irgendwie lösen – und sei es, indem sich jemand von uns Urlaub nimmt, um zur U-Untersuchung zu gehen. Es sind auch schon Nachbarn als Aufpasser auf die Kinder eingesprungen oder ich habe zum Beispiel meine große Tochter einfach mit zum Elternabend genommen, weil mein Mann noch arbeiten war.

Die Feste in Kindergarten und Schule übernehme ich allein, weil mein Mann feste Arbeitszeiten hat und da noch arbeitet. Viel Mental load bleibt an mir hängen; ich kontrolliere z. B. das Hausaufgabenheft, schau ab und zu, ob alle Stifte gespitzt sind, gebe der Kleinen Wechselsachen in den Kindergarten mit, bestelle Essen vor und Essen ab und erinnere fünfmal daran, wenn noch ein Geburtstagsgeschenk besorgt werden muss. Aber mein Mann hat auch genug Mental load, denn er geht z.B. einkaufen, macht die Wäsche und räumt die Küche auf.

Ich denke, für meinen Mann ist die Zeit wahrscheinlich gerade anstrengender als für mich, weil er morgens auch früh aufsteht und dann abends noch häufig lernen oder etwas vorbereiten muss. Zu den Zeiten in der Berufsschule kommt einfach noch viel Selbstlernzeit dazu. Vor allem die Wochen, in denen er samstags auch in die Berufsschule muss, sind natürlich hart. Andererseits mache ich dann besonders viel im Haushalt… Vielleicht ist Berufsschule dann sogar netter.

Alles in allem…

Alles in allem hängt es wahrscheinlich gar nicht so sehr von der Arbeitszeit ab, wie anstrengend das Leben für jemanden ist, denke ich, sondern von ganz anderen Faktoren. Zweimal Vollzeitarbeit ist für uns okay, denn unsere Kinder sind beide gesund, und wir ebenso, wir müssen keine Angehörigen pflegen und wir haben auch kein Haus, das wir renovieren müssen. Das ist doch ziemlicher Luxus.

Wir haben diesen Weg bewusst eingeschlagen, weil wir denken, wir können das als Familie ganz gut stemmen – und das stimmt auch. Die Ausbildung dauert jetzt 4 Jahre. Mal sehen, was danach kommt.

Viele Grüße

Schokominza

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