Hintergrund: Das Interview wurde mündlich geführt und im Nachgang transkribiert. Die Wortbeiträge wurden nur an wenigen Stellen für die bessere Lesbarkeit angepasst.
Allgemeines
Wie viele Kinder hast du und wie alt sind sie?
2; 2 und 4 Jahre alt
Wie alt warst du, als du zum ersten Mal Vater wurdest?
Weiß ich nicht mehr (Ergänzung durch Lerche: 33)
Warst du in Elternzeit und wenn ja, wie lange?
Einmal 6 Monate und einmal insgesamt 1 ½ Jahre
Wie viele Stunden arbeitest du aktuell in der Woche?
35
Vergangenes: Wie wurdest du zu dem Vater, der du bist?
Warst du bei den Geburten deiner Kinder dabei? Wie waren sie für dich?
Ja und die erste Geburt war anstrengend, die zweite dementsprechend leichter. War schön. Jedesmal.
Was haben dir deine Eltern in deiner Kindheit vorgelebt?
Einen sehr konservativen Lebensstil.
Was für ein Vater wolltest du sein, bevor du Kinder bekommen hast?
Einer der für die Kinder da ist, ein guter Vater eben, ein liebevoller Vater.
Was hättest du gerne gewusst, bevor du Kinder bekommen hast?
Was die Kinder betrifft, ich denk da war ich ganz gut vorbereitet. Da gabs nichts vorher zu wissen, was ich nicht schon wusste.
Würdest du rückblickend etwas anders machen, wenn es um deine Kinder geht?
Nö, nö, nö.
Aktuelles: Wie bist du als Vater?
Was für ein Vater bist du? Beschreibe dich mit drei Eigenschaften?
Ruhe, Verständnis, eine Eselsgeduld
Was denkst du, wie schätzen andere dich als Vater ein?
Ich hoffe gut…? Hab ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht und es interessiert mich auch nicht.
Was denkst du, in welchen Punkten bist du deinen Kindern ein gutes Vorbild, wenn es darum geht, selbst einmal ein Elternteil zu sein?
Ich hoffe dass mein Lebensstil als Vorbildfunktion passt. Gesundes Verhältnis zu Familie und Umgebung. Geduld und Liebe.
Welche Dinge würden deine Kinder gerne an dir ändern?
Keine Ahnung. Zu Klein? Ich müsste sie selbst fragen.
Was möchtest du deinen Kindern unbedingt mit auf den Weg geben?
Bleibt ehrlich, strebsam – nein quatsch, strebsam bin ich selbst nicht. Leb dein Leben. Verfolg deine Ziele hartnäckig.
Wie sieht für dich der perfekte Tag als Familie aus?
Entspannt, ruhig, was erleben. Gemeinsam frühstücken, wandern oder zum Schwimmen gehen. Gemeinsam was machen.
Wie ist dein Leben als Vater?
Was macht dich glücklich in deiner Situation als Vater?
Wenn ich meine Kinder von der Krippe abhole und ich einfach nur in den Raum rufe und meine Kiddis lachend auf mich zustürmen.
Was ärgert dich an deiner Rolle?
Wenn man kosenquenterweise streng sein muss und der Kleine zwar seinen Trotz durchsetzen will und aber am Brüllen ist und man das eigentlich gar nicht mag.
Was strengt dich im Leben als Vater besonders an?
Trotzende Kinder, die nicht mit mir reden.
Gibt es etwas, was du in Bezug auf deine Vaterrolle gerne ändern willst? Persönlich und gesellschaftlich?
Persönlich: Weiß ich nicht; Gesellschaftlich: Als special snowflake gesehen zu werden, wenn man in einen Elternkurs geht während der Elternzeit. Das wär schön, wenn sich das ändern würde, weil ich mich einfach nicht als special snowflake sehe.
Wie ist dein Leben/sind deine Aufgaben im Vergleich mit der Mutter deiner Kinder?
Wie viel Zeit verbringst du am Tag ungefähr mit deinen Kindern?
Wenn ich sie um 16 Uhr abhole und dann bis 20 Uhr. Davon noch Zeiten für Hausarbeit wegrechnen. Und morgens die 2 ½. Etwa 4 Stunden unter der Woche. Am Wochenende kanns durchaus 8 Stunden und mehr sein.
Welche alltäglichen Aufgaben übernimmst du?
Aufräumen, kochen, Müll runter bringen. Es ist einfacher, was ich nicht übernehme: Wäsche waschen. Bad putzen.
Was denkst du, ist es für einen Vater genauso einfach, wie für eine Mutter, in Elternzeit zu gehen?
Sollte es sein, ist es oftmals nicht. Gerade was kleinere Betriebe angeht gibt’s doch gesellschaftliche Hürden noch. Da wird man schräg angeguckt. Aber das hat sich in den letzten Jahren glaub ich gebessert.
Vor welchen Hürden stehen Männer, die Frauen nicht haben?
Vor selbstgemachten. Gesellschaftliche Hürden, die einfach aus…ich weiß nicht ob man nicht als Weichei da stehen will. Männer in Elternzeit sind halt immer noch mehr so: „Joah, man macht halt die zwei Monate Elternzeit, bekommt man ja extra Kohle dafür und da geht man in Urlaub.“ Das ist aber keine Elternzeit in dem Sinne. Die Zeit, die man mit den kleinen Kindern verbringt beziehungsweise eben nicht verbringt, die ist halt verloren und es wird einfach zu häufig „Ja warten wir mal ab, später kann man wenigstens richtig mit denen spielen“ aber die Kleinkindzeit, die ist halt auch wichtig und die wird halt von vielen nicht genutzt.
Warum soll der Mann direkt nach der Geburt 40 Stunden arbeiten und die Zeit nicht auch haben dürfen? Zeit für die Familie, Zeit für die Kinder, Zeit die eigene Frau zu unterstützen. Dass das nicht als natürlich angesehen wird, das ist eine Hürde.
Welche Entscheidungen der Mutter deiner Kinder kannst du nicht nachvollziehen?
Wenn ich die Entscheidungen nicht nachvollziehen könnte, wäre ich nicht mit ihr zusammen. Weil wir schon so lange zusammen sind, haben wir ein gutes Gespür für die Entscheidungen und können auch was tun, wenn uns was nicht passt.
Was machst du anders als die Mutter deiner Kinder?
Ich bin schmerzunempfindlicher, ich schrei seltener mal „Au“. Ich lass auch das Gebrüll bei Trotz mal länger durchgehen, bevor ich reagiere. Wenn ich ein Kind im Arm hab, das brüllt vor Zorn und ich mach so gar nichts, weiß ich aber nicht, ob das die richtige Handlung ist.
Ich bin auch nicht so auf Karriere aus. Ich hab meinen Job, mit dem bin ich zufrieden, den mache ich gerne und gut aber auf den nächsthöheren Posten zu gehen, das interessiert mich eigentlich nicht. Ich hab genügend Verantwortung für meine Taten, da muss ich nicht noch die Verantwortung für andere übernehmen.
Worüber streitet ihr in Erziehungsfragen und an welchen Stellen seid ihr ein gutes Team oder euch in Erziehungsfragen einig?
Wir sind da eigentlich sehr harmonisch. Ich weiß nicht ob wir streiten oder eher diskutieren. Gut, ich rede zu wenig und es nervt mich tierisch, wenn unsere Kinder noch weniger reden. Aber du (Lerche) redest zu viel und das kann auch aufregen.Ein gutes Team sind wir immer, in jeder Hinsicht.
Vereinbarkeit
Welche gesellschaftlichen Veränderungen braucht es, um es Familien in Deutschland leichter zu machen?
Akzeptanz und mehr Männer mit Mut zur Elternzeit. Mit Mut, sich einzubringen. Vielleicht auch ein bisschen das Bild zu brechen vom alleinigen Ernährer der Familie. Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Echte Gleichberechtigung für beide Geschlechter, was nicht heißt, dass alle die gleiche schwere Arbeit machen müssen. Jeder das, was er nach seinen Fähigkeiten am besten kann und möchte.
Hat sich dein Arbeitspensum verändert, seit du Vater bist? Warum (nicht)?
Beruflich ist es nach unten gegangen, zu Hause nach oben. Ich will mir die Zeit für meine Kinder nehmen.
Wie bekommst du Arbeit und Familie unter einen Hut? Wo sind die größten Probleme der Vereinbarkeit? Sind es andere als für die Mutter deiner Kinder?
Alles im Flow. Das ist alles eine Terminabsprache. Man kann alles unter einen Hut bringen, wenn man im Team arbeitet und sich untereinander abspricht. Dann kann man Arbeitstermine so legen, dass man Zeit hat oder die Krippe da ist. Es gibt genug Hilfe, wenn auch keine Omas da sind.
Du (Lerche) hast den weiteren Arbeitsweg. Ich bin schnell bei der Arbeit, du fährst länger. Dafür bist du flexibler, obwohl ich auch relativ flexible Arbeitszeiten habe. An sich hab ich mehr Arbeitsstunden während der Tagzeiten.
Hast du deinen Tipp für andere Eltern, wie Sie sich das Familienleben leichter machen können?
Ich kann anderen keine Tipps geben, ohne eine Situation zu kennen. Jede Familie ist anders. Vielleicht „Genieß die Zeit mit deinen Kindern. Arbeiten kannst du immer noch. Die Zeit mit den Kindern kann man nicht festhalten. Schau, dass du lebst.“
Und Hand aufs Herz: würdest du gerne weniger arbeiten und mehr Zeit mit deiner Familie verbringen? Wenn ja, warum tust du es nicht?
Wenn das Geld reicht, ja. 20 Stunden wären optimal. Aber das ist finanziell aktuell nicht möglich.
Ich kann das mit der Elternzeit nur bestätigen. Ich möchte 2 Jahre nehmen und in meiner Firma war das gar kein Thema.
Mein Mann möchte ab Geburt einen Monat nehmen. Er arbeitet in einem Handwerksbetrieb (also nur Männer, eher ein kleines Unternehmen, ich glaub 20 Mitarbeiter). Was das ein Drama war. Da es dafür echt gaaar kein Verständnis für gab, weder vom Chef noch von Kollegen. Mein Mann tat mir so leid. Er liebt seinen Job, seine Firma, ist immer da und macht und tut und war dann echt so enttäuscht, dass solche Reaktionen kamen. Zum Glück blieb er standhaft und inzwischen haben sie sich alle ausgesprochen und es ist auch ok so. Es geht ja wirklich nur um 4 Wochen!
Aber auch Männer haben mit ganz schön krassen Vorurteilen zu kämpfen, damit hätte ich nie gerechnet. Das sollte man echt nicht unterschätzen. Der Wandel geht dort auch nur ganz langsam voran, leider…
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