Allgemein · Umzug

Wochen-Report: Die Pendelei ist ein Auf und Ab der Gefühle

17:13 Uhr. Heute geht es pünktlich los aus Dresden und wie immer ist am Freitagabend deutlich weniger los als sonntags. So sitze ich gemütlich am Fenster und freue mich nach einer doof-und-schönen Woche auf meine Familie.

(Noch weiß ich nicht, dass es die längste Fahrt bisher werden wird und ich erst um 4 Uhr morgens bei meiner Familie ankommen werde. Oder eben noch später, man weiß ja nie.)

Erster Tiefpunkt nach zwei Wochen

Warum doof? Die ersten 14 Tage hatte ich gut überstanden, doch Samstagabend kam der erste Tiefpunkt. Plötzlich, unerwartet und heftig. Ich konnte nicht mehr genießen, in Bonn zu sein, obwohl wir einen schönen Tag miteinander verbracht hatten. Die Tatsache, einen halben Tag später wieder in der Bahn zu sitzen, machte mich fertig und ich verbrachte den Sonntag auch nur noch mit Haushaltskram, um mich abzulenken.

Samstag 1 Uhr bis Sonntag 11 Uhr – Das waren nur 34 Stunden. Minus 16 Stunden Schlaf. Nach Adam Riese also: viel, viel, viel zu wenig Zeit….

Wenn man emotional angeschlagen ist, lässt das körperliche Unbehagen nicht lange auf sich warten: Übelkeit, Halsschmerzen und Kopfschmerzen stellten sich pünktlich zum Montag ein und deshalb hatte ich wenig Lust, nach der Arbeit noch etwas zu unternehmen. Ich blieb zu Hause, schaute die Höhle der Löwen, wusch meine Wäsche, fegte durch oder ging – wenn es mich doch nach draußen trieb – eine Runde in Dresden Gorbitz spazieren.

Höhepunkt: Meine Nichte begeisterte uns mit einem Schlangentanz

Warum schön? Ganz kapselte ich mich dann doch nicht von der Außenwelt ab, denn in meinem Kalender stand ein wichtiges Event: Meine Nichte Michelle, die seit diesem Jahr in der Schule ist, hatte eine Aufführung im Zirkus. Im Laufe einer Projektwoche lernten die Kinder von Artisten, Clowns und Dompteuren die Welt des Zirkus kennen und durften selbst kleine Nummern einstudieren. Meine Nichte entschied sich dafür, eine Schlangentänzerin zu sein.

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Mit Erlaubnis meiner Schwester: Hier seht ihr die Schlangentänzerin

Von 18-20 Uhr konnte man die Vorstellung erleben, was für alle Berufstätigen eine dankbare Uhrzeit war. Dementsprechend voll war das Zirkuszelt! Allein Michelle hatte sechs ganz persönliche Zuschauer dabei: Neben mir noch ihren Opa, ihre Oma, ihre Uroma, ihre Mama und eine Freundin von uns.

Mit Popcorn in der Tüte jubelten wir den Kindern zu, die so wahnsinnig niedlich und zum Teil richtig gut ihre Darbietungen zeigen. Keines der Grundschulkinder hat geweint oder die Nummer abgebrochen – Großartig! Die Stimmung war ausgelassen und in der Pause schmuste ich selbst auch noch mit Willi der Schlange.

Ich fühle mich auf Arbeit angekommen

Nach drei Wochen ist es vermutlich noch zu früh vom Angekommensein zu sprechen. Ich kenne noch nicht einmal alle Namen, geschweige denn Kunden, Programme, Tools und Aufgabenbereiche, doch es stapelt sich bereits viel Arbeit auf dem Schreibtisch und ich habe das Gefühl, einen guten Beitrag in der Firma zu leisten.

Die Pausen verbringen wir in der Altmarktgalerie oder in der Suppenküche, auf unserem Balkon oder im Pausenraum, während wir Tiervideos gucken. Oder kickern. Es gibt immer reichlich Kaffee, Milch, Zucker und Obst. Und oft sogar selbstgebackene Cookies.

Der Umzug als große Baustelle

Unser Leben in Dresden nimmt langsam Formen an: Wir haben eine Wohnung und Kindergartenplätze. Ich habe Arbeit und mein Mann steckt in einer Bewerbungsphase. Wir haben die alte Wohnung gekündigt und viele Verträge, aber eine große Baustelle liegt noch vor uns: Der Umzug. Da wir beide nicht Auto fahren, sind wir dabei auf andere angewiesen.

Ich würde gern eine Spedition beauftragen, weil es uns viele Überlegungen abnehmen würde, aber mein Mann ist aus Kostengründen dagegen. Eine alternative Idee hat er allerdings auch noch nicht parat und so trottet die Organisation des Umzugs als schwarzes Schaf hinter uns her. Ein paar Wochen bleiben uns noch, um eine Lösung auszuhecken.

Wochenende – Ich komme!

Neidisch bin ich auf alle, die gerade den Schlüssel in die Wohnungstür stecken und ins Wochenende eintreten. Klar, es herrscht Chaos, die Kinder prügeln sich vielleicht gerade, ihr müsst kochen, abwaschen und staubsaugen. Ja, darauf bin ich trotzdem neidisch.

Mein Wochenende startet erst in 7 Stunden – Und darauf seid ihr jetzt vielleicht neidisch? Ich fahren sieben Stunden Bahn: ohne Kinder, ohne Hetzen, ohne Haushalt. Nur rumlungern, abwarten, Kaffee trinken, im Internet surfen, Buch lesen, Brief schreiben und warten, bis Mitternacht ist. (Ich korrigiere nachträglich: 11 Stunden habe ich Zeit für das alles.)

Meine Laune ist jedenfalls gut, denn ich vermisse meinen Mann und meine Kinder gerade unglaublich – und heute Nacht kann ich bereits zu meinen Töchtern schleichen und ihn Küsschen in die schlafenden Gesichter küssen. Dann sage ich leise „gute Nacht“ und genieße die Zeit „Zuhause“, obwohl ich hier gar nicht mehr wohne.

 

5 Kommentare zu „Wochen-Report: Die Pendelei ist ein Auf und Ab der Gefühle

  1. Das stelle ich mir auch unheimlich schwierig vor diese Pendelei und dann noch die große Entfernung…
    Falls ihr ne günstige Spedition braucht ich kenne da eine in Dresden und ich war heilfroh das ich die hatte. wie will man das sonst machen über die lange Strecke? Und man braucht ja ne Menge Leute. Könntet aber auch ne Anzeige aufgeben…? Es gab hier mal nen Umzug mit Fahrrädern…da haben auch nur Leute mitgemacht die über eine Anzeige gefunden wurden.
    Aber Auto und Benzin kosten ja schon mal was… Viel Glück

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    1. Hey Madame Flamusse, wir wollen es privat stemmen: Sprinter mieten und in zwei Ladungen soll unser Hausrat dann von Bonn nach Dresden kommen. Spedition klang für mich verlockend, aber die Preise sind zu krass.

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      1. Ja, wahrscheinlich wegen der Strecke, gell, die berechnen ja dann jeden Kilometer. Ich drück weiterhin die Daumen. Hab damals auch in der Cybersax inseriert und noch Helfer gefunden.

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